Download Im Reich der Königin von Saba: Auf Karawanenwegen im Jemen by Carmen Rohrbach PDF

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Die Vorderseite schmückt ein Säulengang, wo sich Winden und Wein emporranken. An der Tür steht Habiba. Sie umarmt und küßt mich auf beide Wangen. « sagt sie herzlich. « Ich habe Habiba seit der Begegnung auf der Frauenkonferenz nicht mehr gesehen und besuche sie zum ersten Mal in ihrem Heim. Sie trägt ein kobaltblaues Kleid mit großzügiger Perlen- und Goldstickerei am Oberteil. Die wie Kupfer schimmernden Haare fallen in weichen Wellen über Schultern und Rücken. Kein männliches Auge, außer dem des Ehemannes, darf diese Pracht erblicken.

Der Grabfund war kein Zufall, die Christen brauchten ein kräftiges Zeichen, um den Mut nicht zu verlieren. Viel könnte ich Rechmar über Erkenntnisse und Erlebnisse während meiner Pilgerwanderung erzählen, niemals aber dürfte sie erfahren, daß ich an keinen Gott glaube. Sie würde tief erschrecken und könnte es nicht fassen. Jemand, der an den Christengott, den falschen Gott, glaubt, wird bemitleidet, manchmal auch verachtet, aber derjenige, der gar nicht glaubt, verliert den Status eines menschlichen Wesens.

Das Paradies beschreibt sie mir als einen prächtigen Garten. Bäume und Büsche säumen die Ufer der Flüsse. Kristallklares Wasser rauscht überall. Not und Leid haben ein Ende. Ob sie denn wisse, daß Christen ebenso die Hölle fürchten und auf das Paradies hoffen, frage ich sie. Ja, es sei aber ein Irrglaube. Christen seien Ungläubige und würden allesamt in der Hölle landen. Mitleidig drückt sie meine Hand und bedrängt mich eindringlich: »Du darfst nicht in die Hölle kommen, es ist furchtbar! « Ich bemühe mich, sie zu überzeugen, daß Christen und Muslims den gleichen Gott anbeten: »Sieh, Rechmar, ihr glaubt, daß es außer Allah keinen anderen Gott gibt, und wir glauben auch, daß es nur einen Gott gibt, deshalb müssen Allah und unser Gott derselbe sein.